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Moralischer Perfektionismus und Gerechtigkeit

 

Kritische Bemerkungen zu Stanley Cavells Ethik der Selbstverwirklichung

 

B.Contestabile   Erste Version 2006   Letzte Version 2016

 

 

 

 

Inhalt

 

Zusammenfassung

 

1      Einleitung

2      Zur Philosophie von Stanley Cavell

3      Perfektionierung des Individuums

      3.1  Definition

      3.2  Prozessbeschreibung

      3.3  Voraussetzungen

4      Perfektionierung der Gesellschaft

4.1  Definition

4.2  Prozessbeschreibung¨

4.3  Voraussetzungen

5    Schlussfolgerung

 

Literatur

 

 

 

 

 

Zusammenfassung

 

 

Ausgangslage

Der moralische Perfektionismus von Stanley Cavell nennt Sokrates und Platon als Vordenker [Cavell 2004, 447]. Er unterscheidet sich aber in wichtigen Punkten von Gerechtigkeitstheorien wie derjenigen von John Rawls, welche aus sokratischen Denkprozessen entstanden sind und platonischen Charakter haben.

 

 

Problemstellung

Der vorliegende Aufsatz versucht den moralischen Perfektionisms von Cavell sokratisch zu hinterfragen. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:

- Steht das Individuum im Zentrum der Ethik oder die Gesellschaft?

- Gibt es ein platonisches Ideal in der Ethik oder ist Ethik etwas Relatives, sich ständig Wandelndes?

 

 

Perfektionierung des Individuums

Der moralische Perfektionismus bekämpft das Leiden insofern, als er die Befreiung des Individuums aus psychischer Gefangenschaft und Unmündigkeit zum Ziel setzt. Andere Ursachen des Leidens werden jedoch nicht berücksichtigt.

 

Der moralische Perfektionismus repräsentiert eine spezifische Form der philosophischen Therapie, bei welcher die Vermittlung von Wissen durch eine „perfektere“ Person eine wichtige Rolle spielt. Andere Therapieformen zur Befreiung von psychischem Leiden werden nicht erwähnt.

 

Der moralische Perfektionismus konzentriert sich auf die therapeutischen Prozesse der Veränderung. Eigenschaften wie Spontaneität, Kreativität, Eigengesetzlichkeit usw. erhalten einen unmittelbaren moralischen Wert. In einer Gruppe (Familie, Arbeitsgruppe etc.) braucht es aber auch Individuen, welche ausgleichen, stabilisieren und Kontiuität vermitteln.

 

Die meisten Menschen sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter, d.h. die Selbstbefreiung steht in einem schwierigen Verhältnis zur Selbsteinschränkung. Um Selbsteinschränkung begründen zu können, muss man jedoch über ein Gerechtigkeitskonzept verfügen.

 

 

Perfektionierung der Gesellschaft

Der moralische Perfektionismus ist eigentlich keine Morallehre sondern eine Methode, um einen individuellen moralischen Standpunkt zu entwickeln und in der Gesellschaft zu vertreten.

 

Der moralische Perfektionismus diagnostiziert den gegenwärtigen moralischen Zustand der Welt als enttäuschend und führt diesen Zustand auf einen Mangel an Erkenntnis und kritischem Denken zurück. Er hat das Ziel, das Wissen im Bereich der Ethik zu fördern und einen Wettbewerb der Ideen in Gang zu setzen. Seine Wissensbasis ist aber etwas einseitig, weil er die aktuelle Wissenschaft und das kulturelle Wissen im Osten weitgehend ausklammert.

 

Es ist inkonsequent, den moralischen Zustand der Welt als enttäuschend zu diagnostizieren, wenn es kein Kriterium für eine solche Bewertung gibt. Der moralische Perfektionismus wird durch folgende These herausgefordert: Meinungsbildungsprozesse in einer rational argumentierenden Gesellschaft führen nicht zu einem ungerichteten Fortschreiten, sondern (mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gemessen in Anzahl Personen) zu Konzepten wie demjenigen von John Rawls. Die City of Words (Utopia) hat möglicherweise eine Struktur.

 

 

 

 

 

1. Einleitung

 

 

Ausgangslage

Der moralische Perfektionismus von Stanley Cavell nennt Sokrates und Platon als Vordenker [Cavell 2004, 447]. Er unterscheidet sich aber in wichtigen Punkten von Gerechtigkeitstheorien wie derjenigen von John Rawls, welche aus sokratischen Denkprozessen entstanden sind und platonischen Charakter haben.

 

 

Problemstellung

Der vorliegende Aufsatz versucht den moralischen Perfektionisms von Cavell sokratisch zu hinterfragen. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:

1.     Steht das Individuum im Zentrum der Ethik oder die Gesellschaft?

2.     Gibt es ein platonisches Ideal in der Ethik oder ist Ethik etwas Relatives, sich ständig Wandelndes?

 

 

 

2. Zur Philosophie von Stanley Cavell

 

Das zentrale Thema von Stanley Cavells Philosophie ist die Suche nach Autonomie und Freiheit. Dabei lassen sich drei Werkphasen unterscheiden:

 

-      Im Frühwerk beschäftigte sich Cavell vor allem mit Sprachphilosophie, insbesondere mit der Philosophie der Alltagssprache von Wittgenstein und Austin. Diese Autoren bringen laut Cavell die menschliche Stimme wieder zurück in die Philosophie und reagieren damit auf einen falschen Perfektionismus, der in der Philosophie spätestens seit Descartes verbreitet ist. In dieser Phase geht es Cavell vorallem darum abzuschätzen, welchen Anspruch wir an eine Sprache erheben sollten. Wittgensteins Ideal der Rückkehr zur Alltagssprache lässt sich als eine bestimmte Form des Gesprächs deuten, welche durch gegenseitige Anerkennung geprägt ist und die Entwicklung von autonomen Bedeutungen zulässt.

 

-      In einer zweiten Werkphase setzt sich Cavell mit dem amerikanischen Transzendentalismus auseinander, vorallem mit Emerson und Thoreau. Damit wendet er sich dem Thema des Konformismus und der Entfremdung zu und entwickelt eine Reaktion in der Form von sozialer Autonomie. Soziale Autonomie kann man u.a. entwickeln durch die oben erwähnte Form des Gesprächs, in welchem die eigenen Erfahrungen und Überzeugungen von einer empathisch gestimmten Person anerkannt (aber nicht notwendigerweise geteilt) werden.

 

-      In seinem Spätwerk entwickelt Cavell den Begriff der moralischen Perfektionierung, welcher im Folgenden untersucht wird. Der Bogen beginnt also beim individuellen Sprachverhältnis und endet mit der Frage nach der Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Es zeigt sich, dass für Cavell die Arbeit an der Autonomie des Individuums der Arbeit an der Gesellschaft vorausgeht. Cavell versteht ein Gespräch über die Normen, Prinzipien und Institutionen der Gesellschaft immer als Gespräch zwischen Individuen, welches nicht von den individuellen Perspektiven gelöst werden kann.

[Hofer, 9-11]

 

 

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In Cities of Words (2004) beschreibt Cavell die Geschichte des moralischen Perfektionismus

City of Words nennt Sokrates seinen idealen Staat am Ende von Book IX of the Republic

 

 

 

3. Perfektionierung des Individuums

 

 

3.1  Definition

 

Der moralische Perfektionismus auf Stufe Individuum geht auf Nietzsche und Emerson zurück und kann als Ethik der Selbstverwirklichung bezeichnet werden [Zerm, 247].

 

Selbstverwirklichung ist ein offener Prozess, welcher zum Kern der Persönlichkeit führt. Dieser Prozess wird als Befreiung und als Zuwachs an Selbstkontrolle erlebt:

-      Eine in Verwirrung und Dunkelheit gefangene und entstellte Seele ans freie Licht führen [Lotter, 38]

-      Freiheit ist die Ausübung von Kontrolle über sein eigenes Leben [Zerm, XVII].

 

Bei Cavell ist der Prozess der Selbstverwirklichung durch folgende Merkmale charakterisiert:

1.     das Bemühen um Authentizität: Having the courage to be yourself, being true to your heart [Saito].

2.     ein stufenweises, ungerichtetes Fortschreiten: A process of moving to, and from, nexts [Saito].

 

Damit der Prozess in Gang kommt sind folgende Eigenschaften notwendig:

1.     Spontaneität, die Fähigkeit, sich auf neue Wahrnehmungen einzulassen

2.     Selbstkritik, die Einsicht in die eigene Unvollkommenheit

3.     Das Vertrauen in eine Vermittlungsperson

 

In den beiden nachfolgenden Kapiteln werden die oben genannten Begriffe detaillierter erläutert und mit einem kritischen Kommentar ergänzt. Wenn nicht anders erwähnt bedeutet Perfektionismus immer moralischer Perfektionismus nach Stanley Cavell.

 

 

 

3.2  Prozessbeschreibung

 

 

Das Bemühen um Authentizität

-      Cavell suggests that finding one's voice is finding "your language, your own names, for what strikes you as good, bad, interesting, silly, eloquent, troublesome," and he associates it with Emerson's phrase, "the courage to be what you are." Having the courage to be yourself, being true to your heart, is the essence of morality for Cavell and Emerson [Saito].

-      Den Nachdruck darauf legen, dass man werden soll, was man ist [Cavell 2006, 5]

 

Im Perfektionismus ist Authentizität die Grundlage von Moralität. Was aber ist das echte bzw. wahre Selbst?

David Hume wrote that his search for himself reminded him of peeling an onion: He found perceptions, memories, and everything else, but nothing that he could call "himself" [Rethorst].

 

1)    Eine mögliche Interpretation des wahren Selbst wäre das Natürliche im Menschen. Die Menschen sind im Kern biologische Wesen mit primär biologischen Bedürfnissen. Mit dem Herzen entscheiden würde heissen, sich von unverfälschten (natürlichen) Gefühlen leiten zu lassen. Für Menschen die unter dem Zwang zur Sublimation erzogen wurden, wäre das Bemühen um Authentizität dann der Versuch, die unbewussten Motive wieder bewusst zu machen. Für diese Deutung spricht die Bezugnahme Cavells auf die Psychoanalyse [Cavell 2004 und 2006]. Die Aufforderung zu werden was man ist wäre dann eine Aufforderung seine natürlichen Bedürfnisse durchzusetzen. Dieses Ziel wäre aber etwas einseitig. Kultur ist ja unter anderem eine Lösung von Konflikten, welche durch natürliche Bedürfnisse heraufbeschworen werden.

2)    Eine andere Deutung des wahren Selbst wäre die realistische Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen. Selbstverwirklichung würde dann heissen

a)    innerhalb einer Kultur die Position zu finden, für welche man geeignet ist oder

b)    eine Kultur zu wählen, für welche man geeignet ist oder

c)    eine Kultur nach seinen Interessen zu verändern

Die Authentizität drückt sich darin aus, dass man eine selbstgewählte Lösung für den Konflikt zwischen biologischen und kulturellen Interessen findet. Für diese Deutung spricht die Biographie von Cavell (er konnte seine philosophischen Interessen gegen die Wünsche seiner Eltern durchsetzen).

 

 

Stufenweise, ungerichtete Bewegung

The highlight of Cavell's Emersonian Moral Perfectionism is Emerson's notion of the "unattained but attainable self," which is the process of self-overcoming. By "perfectionism" in the Emersonian sense, Cavell does not mean perfectibility as the final goal, as envisioned by Plato's image of climbing the ladder upward, but his focus is on the process of perfecting. He illustrates this by saying that it is "a process of moving to, and from, nexts" [Saito].

 

Die Offenheit des Prozesses ist plausibel, weil sich die inneren und äusseren Bedingungen, d.h. das Verhältnis der Chancen und Risiken permanent ändern. Das Individuum sucht nach Lösungen in immer wieder neu entstehenden moralischen Konfliktsituationen. Im Perfektionismus fehlt allerdings ein überindividuelles, vernunft-orientiertes Gerechtigkeitskonzept, welches bei der Konfliktlösung zur Anwendung kommt.

 

 

 

3.3  Voraussetzungen

 

 

Spontaneität

-      Why is the open-ended present moment crucial for one's growth? A key to this question lies in the notion of unpredictability as the essence of growth in circles. Emerson calls himself  "an endless seeker," an "experimenter" (…). To live in unpredictability is to live in surprise, as he says: "Life is a series of surprises," and "life is rather a subject of wonder than of didactics." In an antimoralistic tone, he also says that "the heart refuses to be imprisoned" [Saito].

-      Cavell's rejection of a pre-fixed moral ideal constitutes his Emersonian antimoralism, namely, the "enforcement of morality, or moral code, by immoral means," or fixation on the "presence of ideals in one's culture" [Saito]

-      Das Ideal der Selbstentwicklung ist mit der Ablehnung normativer Einflussnahmen auf andere verbunden [Cavell 2006, 14].

 

Moralische Normen werden oft als fremd empfunden werden, wenn ihr Sinn nicht aus eigenen Erfahrungen abgeleitet werden kann. Die Hoffnung, dass man den Sinn aller ethischen Normen durch experimentieren und spontane Erfahrungen entdecken kann ist aber allzu optimistisch. Die Weitergabe von kulturellen Erfahrungen ist nicht grundsätzlich negativ und es stellt sich die Frage, ob Cavells Rückgriff auf die Antike und auf die Filmtradition Hollywoods nicht auch von kulturellen Idealen Gebrauch macht und eine Form von normativer Einflussnahme darstellt.

 

 

Selbstkritik

-      Cavell implies that the driving force for the self's journey towards its better possibilities (the "unattained" or "attainable" self) is not given by any prefigured moral ideal. Rather, it arises from self-criticism with a sense of shame for its state of conformity (the "attained" self) [Saito]

-      Der Selbstkritik standhalten [Cavell 2006, 6]

-      Ein wesentlicher Aspekt des Perfektionismus besteht in der ständigen Anstrengung oder Bereitschaft, sich in der gegenwärtigen Lage zu beurteilen, einen neuen Schritt in der Wahrnehmung zu wagen [Cavell 2006, 7]

 

Selbstkritik steht in einem schwierigen Verhältnis zum Ziel der Befreiung. Die Unzufriedenheit mit sich selbst kann zu einer neuen Form von Gefangenschaft führen. Die äusseren Normen, welche das Individuum unterdrücken, werden durch selbst gesetzte perfektionistische Anforderungen (d.h. durch eine innere Instanz) ersetzt. Die komplexe Frage, ob man schon „sich selbst“ ist, oder ob man noch „sich selbst“ ist, wird dann zu einem Hindernis auf dem Weg zu innerer Freiheit und Moralität.

 

 

Vermittlung

-      Die Entdeckung der eigenen Identität kann nicht auf direktem Wege geschehen, etwa durch ein unmittelbares Selbstbewusstsein, sondern bedarf der Vermittlung durch eine andere Person [Cavell 2006, 12]

-      Cavell suggests that it is by absorption and emulation of other “higher” minds that we discover our “further, next, unattained but attainable, self.”. Or, as Emerson himself similarly puts it in “Representative Men”, “other men are lenses through which we read our own minds…But he must be related to us, and our life receive from him some promise of explanation.

 

Das Konzept der Vermittlung steht in einem gewissen Widerspruch zum Bemühen um Echtheit. Cavell stellt diese Problematik wie folgt zur Debatte:

 

-      Wenn wir auf Vorbilder angewiesen sind (…) wodurch wissen wir überhaupt, dass wir dieses Beispiel nicht einfach nachmachen, sondern dabei „werden, was wir sind“?  [Cavell 2006, 14]

-      Anders als die Philosophie der Aufklärung dachte oder hoffte, scheint es dafür kein allgemeines methodologisches Rezept zu geben [Lotter, 15]

 

Gemäss Emerson und Nietzsche erkennt man eine Person dann als authentisch, wenn sie dem eigenen besseren Selbst entspricht, d.h. dem Selbstbild, welches man sich unbewusst wünscht [Lotter, 49]. Wie kann man diese These prüfen? Ähnliche Fragestellungen findet man in der Psychologie der Partnerwahl. Der Rückgriff auf die Intuition bzw. das Unbewusste ist aber problematisch. Es gilt z.B. als ziemlich erwiesen, dass die unbewussten Mechanismen nicht zwangsläufig einen Partner selektieren, welcher die Psyche befreit.

 

 

 

4. Perfektionierung der Gesellschaft

 

 

4.1  Definition

 

Der Perfektionismus auf Stufe Gesellschaft ist die Ethik der Demokratie [Cavell 2006].

Demokratie wird als offener Prozess verstanden, welcher zum authentischen Charakter der Gesellschaft führt. Dieser Prozess wird als Befreiung und als Zuwachs an Kontrolle über das Schicksal der Gesellschaft empfunden.

 

Die Ethik der Demokratie kann durch folgende Merkmale charakterisiert werden:

1.     das Bemühen um die Authentiziät der Meinungen

2.     ein stufenweises, ungerichtetes Fortschreiten der Entwicklung

 

Damit der Prozess in Gang kommt sind folgende Eigenschaften notwendig:

1.     Das Bemühen um eine gemeinsame Sprache

2.     Das Bemühen um Kommunikation

3.     Spontaneität, die Fähigkeit, sich auf neue Wahrnehmungen einzulassen

4.     Kritisches Denken, die Einsicht in die moralische Unvollkommenheit

5.     Die Vermittlung von Wissen durch eine moralische Elite

 

In den nachfolgenden Kapiteln werden die oben genannten Begriffe detaillierter erläutert und mit einem kritischen Kommentar ergänzt.

 

 

 

4.2  Prozessbeschreibung

 

 

Authentizität

Stephen Mulhall argues that in Cavell's moral perfectionism, what is at stake is whether an individual can be said to have her own experience, to have a life to lead, and so whether she can have a genuine or authentic self...these issues must be determined before questions of the self's duties to others can intelligibly be raised; after all, if a moral agent must (in Kantian terms) live in accordance with a self-originating and self-given law, she must first have a self from which that law can emerge and to which it can apply [Rethorst].

 

-      Aus Sicht des Perfektionismus ist Authentizität die Voraussetzung für Moralität im gleichen Sinne, wie etwa geistige Normalität die Voraussetzung ist für Schuldfähigkeit. Wie weit muss aber diese Authentizität gehen? Gibt es keine moralische Gesellschaft ohne Psychoanalyse?

-      Bei psychisch stabilen und materiell versorgten Menschen besteht die moralische Grundfrage darin, wie weit sie ihre eigenen (authentischen) Bedürfnisse verleugnen dürfen, um Gerechtigkeit zu schaffen. Das Gerechtigkeitskonzept von John Rawls ist ein möglicher Lösungsvorschlag für diesen Konflikt.

 

Cavell means that social transformation and self transformation require each other. In this sense, he calls Emersonian Perfectionism the "prize" of democracy. In the passage of growth in circles "from the inmost to the outmost," the self is becoming a critical participant for the construction of a genuine democratic society by raising "my voice" rather than relying on any pre-existing common ends. [Saito].

 

-      Auch die kantianische Vision von Demokratie setzt einen mündigen Bürger voraus. Auch bei Kant erkennt der mündige Bürger das Gesetz selbst (es wird nicht von aussen aufgezwungen) und erhebt seine Stimme.

-      Der Perfektionismus beruht auf Kommunikation, weil die eigene Perfektion (laut Cavell) nur in einem ständigen Meinungsaustausch mit den anderen gefunden werden kann. Damit diese Kommunikation möglich ist, müssen aber gewisse Voraussetzungen wie Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Pressefreiheit und ein gerechter Zugang zu den Medien garantiert sein. Das Überleben des Perfektionismus ist nur dann gesichert, wenn diese ethischen Normen nicht für jede Generation wieder zur Disposition stehen, sondern den Charakter von pre-existing common ends haben.

 

 

Ungerichtetes Fortschreiten

Mit ungerichtetem Fortschreiten ist das Fehlen eines moralischen Ideals gemeint, auf welches die Bewegung ausgerichtet ist.

-      Die Regeln, welche Rawls definierende Regeln nennt, setzen fest, was man tun muss, um das Spiel überhaupt spielen zu können (…). In The Claim of Reason behaupte ich, dass es in der Moral solche definierende Regeln überhaupt nicht gibt [Cavell 2006, 7]

-      For Cavell “there is no ultimate rule or principle that governs the whole of what can be of value in human life” (…). This is where Cavell's link to the continental tradition is exposed: Nietzsche is the philosopher par excellence whose ethical formulations entailed individuality with no reference to an overarching moral principle [Tkach].

 

Dieser Betrachtung steht folgende These entgegen:

Meinungsbildungs-Prozesse innerhalb einer rational argumentierenden Gesellschaft führen nicht zu einem ungerichteten Fortschreiten, sondern mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (im Sinne von Anzahl Menschen in der Gesellschaft) zu Konzepten wie demjenigen von John Rawls. Auf dieser Grundlage kann man z.B. folgende Strukturen als ethischen Fortschritt deklarieren:

-      Die Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive, Justiz)

-      The rule of law (niemand steht über dem Gesetz)

-      Die Trennung von Kirche und Staat (als Voraussetzung der Meinungsfreiheit)

-      Die Menschenrechte

-      Das Gewaltmonopol des Staates (so lange der Staat die Menschenrechte respektiert)

In einem dynamischen Umfeld muss der Anspruch auf Universalität von Zeit zu Zeit hinterfragt werden. Aber subtile und gut begründete Anpassungen sind alles andere als willkürlich. Beispiele:

-      Die Diskussion über die Grenzen der Meinungsfreiheit auf freespeechdebate.com und die dazugehörige Theorie [Ash].

-      Die Diskussion um die Demokratietheorie [Brennan].

 

Der gegenwärtige Zustand der Welt wird als enttäuschend wahrgenommen, aber in dieser Verfassung weder als natürlich, noch als notwendig, sondern veränderbar. Der einzelne Mensch erkennt, dass er diese Veränderung zuallererst an sich selbst vollziehen muss. Hieraus ergibt sich keine Moraltheorie mit allgemeingütigem Anspruch. [Lotter, 4]

 

-      Aufgrund welcher Kriterien wird der Zustand der Welt als enttäuschend diagnostiziert, wenn es keine Moraltheorie mit allgemeingültigem Anspruch gibt? Die Aussage könnte konsequenterweise nur lauten: „Der Zustand der Welt ist für mich enttäuschend“.

-      Wenn der Zustand der Welt für mich enttäuschend ist, dann folgt nicht zwangsläufig daraus, dass ich zuallererst mich selbst ändern muss. Ich kann z.B. vom Verhalten der anderen enttäuscht sein.

 

 

 

4.3  Voraussetzungen

 

 

Die gemeinsame Sprache

It is at bottom the commonalties shared by all of us as users of language in a community that gives us the criteria by which to judge decisions about action [Tkach].

 

Sprache ist mit einer Art des Denkens und einem Weltbild verknüpft. Die sokratische Art des Denkens und ein wissenschaftlich orientiertes Weltbild sind charakteristisch für die Gesellschaft der Menschen, welche nach intersubjektiv überprüfbaren Aussagen suchen. Das Bemühen um Intersubjektivität hat eine normierende Wirkung auf die Sprache. Normierung ist aber nicht gleichbedeutend mit der Suche nach formalen Sprachen oder mathematischen Strukturen. Die Form sollte den Inhalt unterstützen, welcher kommuniziert wird. Bei der Kommunikation von Gefühlen sind formale Sprachen ebenso deplaziert wie lyrische Ausdrucksformen in der Mathematik.

 

Cavell can explain complex ideas in a compellingly succinct way. However, most of the time the reader is confronted by seemingly endless, comma-ridden sentences that require a map and a compass to get through [Alford].

 

Cavells Sprache ist ein Rätsel, wenn man bedenkt, dass er ein therapeutisches Ziel verfolgt. Von welchen Menschen möchte Cavell verstanden werden? Vom demokratischen Durchschnittbürger [Cavell 2006, 1]? Ein besseres Beispiel für die Unterstützung des Therapiezieles durch die Sprache ist z.B. die Prosa von Sigmund Freud.

 

 

Meinungsaustausch

-      Each individual's life is considered ethical by acknowledgement from others as a good life to lead, thus extending the concept of `good life' to include the way of life under question [Tkach].

-      Cavell argues against epistemological scepticism, stating that ethics develops over time through actual social practice. Moral action follows rules, and these rules are determined by the interaction between individuals. Cavell is thus applying the Wittgensteinian notion of a language-game to the problem of ethics [Tkach].

 

Ethik entsteht wohl aus der sozialen Praxis, aber die Frage ist, ob man sich damit begnügen muss, die Phänomene nur zu beschreiben. Wenn man den Begriff des moralisch Guten nur über die aktuelle soziale Praxis definiert, dann verzichtet man auf im Prinzip auf normative Ethik.

 

Cavell rejects the rule-based theories of utilitarianism and Immanuel Kant. Instead, he says that we arrive at the best ideas about the Good Life largely through conversation between friends, a notion originated in Aristotle's doctrine of friendship as the model for the moral life [Alford]

 

-      Der Regel-Utilitarismus ist nur ein Hilfsmittel für ethische Entscheidungen, bei welchen keine Zeit für Reflexion vorhanden ist oder bei welchen schon tiefgründig recherchiert wurde.

-      Das utilitaristische Konzept verlangt bei ethischen Entscheidungen nicht nur eine Kommunikation zwischen Freunden, sondern zwischen allen Betroffenen (bzw. Stellvertretern), d.h. auch mit allfälligen Gegnern.

-      Eine Alternative zu Cavell‘s „ungerichtetem Fortschreiten“ besteht darin ethische Ideale  - wie z.B. Rawls‘ Justice as Fairness – zu propagieren und gleichzeitig offen für Kritik zu bleiben.

 

 

Spontaneität

As Gilman says, most of us lack Emerson's conviction that if the truth-seeker continues to report his impressions as they really are he need not worry about the proportion or congruency of the aggregate. But perhaps we are shackled by our theories of knowledge. Emerson's epistemology was not that of the scientist or philosopher; it was that of the poet and prophet. "The faith," he wrote, "is the evidence." If so, it is a kind of evidence difficult to present in a moral argument. [Rethorst]

 

Die Frage ist, wie weit Cavell hier seinem Vordenker Emerson folgt. Der Glaube, dass es immer richtig ist, die individuellen Bedürfnisse und Überzeugungen den anderen mitzuteilen ist ziemlich optimistisch. Offene und direkte Mitteilungen lösen nicht nur Probleme, sondern schaffen auch Konflikte. Dieses Konfliktpotential hat in der Gesellschaft zur Entwicklung von separaten Kommunikationsräumen geführt (Öffentlichkeit, Familie, Therapie usw.). Nicht jeder Mitmensch reagiert wie ein verständnisvoller Seelsorger.

 

 

Kritisches Denken

-      The Emersonian self is engaged in criticism of the present state of democracy by examining his heart with the sense of shame and despair over his state of conformity, namely, the loss of his voice. This process is what Cavell calls "criticism of democracy from within" and "aversive thinking," which he says is open to anyone and in each one of us. He says, "my voice may be raised in assessing the present state of society against a further or next state of society" [Saito].

-      Die Empörung über die Fügsamkeit der Menschen [Cavell 2006, 5].

 

Woher kommen Scham und Verzweiflung über den Zustand der Demokratie, wenn es keinen intersubjektiven Massstab für Moral gibt? Eine ähnlich allgemeine (und insofern inkonsequente) Bewertung findet man auch an folgender Stelle:

 

Perfectionism’s tuition (…) will tend to portray its vision as social misery less in terms of poverty than in terms of imprisonment, or voicelessness [Cavell 1988, XXXI] [Zerm, Einleitung XVII].

 

Soziales Elend wird hier als depressives Elend diagnostiziert. Die Priorität des psychischen vor dem materiellen Leiden ist aber nur für bestimmte Umgebungen plausibel. Auf globaler Ebene sind die ethischen Prioritäten Gegenstand einer kontroversen Diskussion. Eine prominente Stimme ist z.B. diejenige von Thomas Pogge:

 

Das bislang schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit liegt hinter uns. Das größte aber findet heute statt: Weltarmut. Es ist wie gehabt - wir wirken mit und schauen weg [Pogge].

 

-      Der Perfektionismus will eigentlich nur eine Methode der Meinungsbildung vertreten, aber verstrickt sich dann doch in generelle Bewertungen. Wäre es nicht besser, intersubjektive Bewertungen als Thesen zu formulieren, möglichst gut zu begründen und einer Diskussion auszusetzen? Ethischer Relativismus kann ebenso falsch sein wie eine dogmatische Haltung.

-      Im Weiteren fällt auf, dass der Perfektionismus die Wissenschaft kaum einbezieht. Der Bezug auf die Antike und die Psychoanalyse deutet zwar daraufhin, dass sich das kritische Denken des Perfektionismus auch gegen die Dogmen der Offenbarungsreligionen (Schöpfungsgeschichte, Erlösung, Jenseits usw.) und daraus abgeleitete Prinzipien der Moral richtet. Wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Psychologie, Soziologie, Evolutionstheorie usw. werden aber kaum angesprochen. Das sokratische Denken führt aber mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu einem wissenschaftlich orientierten Weltbild.

 

 

Die moralische Elite

Die Idee der moralischen Elite geht zurück auf Platon und Nietzsche:

 

Zukünftige Herren der Erde sind philosophische Gewaltmenschen und Künstler-Tyrannen. Auf härtester Selbstgesetzgebung aufgebaute Aristokratie. Herren ihrer Selbst, nicht Sklaven ihrer Leidenschaft. Grosse Politik ist wie Platons Politeia antidemokratisch [Zerm, 287]

 

Es sind Aussagen dieser Art, welche Rawls dazu bewegt haben, den Perfektionismus von Platon und Nietzsche als elitär zu kritisieren. Cavell distanziert sich vom elitären Perfektionismus indem er ihn als uninteressant bezeichnet [Cavell 2006, 6]. Seine eigene Version von Elitismus ist wesentlich bescheidener:

 

Den Nachdruck auf Perfektionismus zu legen bedeutet, dass man in der Lage sein muss, der Selbstkritik standzuhalten (…). Nun, das ist nicht jedermanns Sache, in dem Sinne mag es elitär sein [Cavell 2006, 6]

 

Diese Version steht nicht in Konflikt mit Rawls Gerechtigkeitstheorie, aber es ist eben nicht die Version, gegen welche Rawls angetreten ist. Eine andere Version findet man in der Platondeutung des Perfektionismus in Cities of Words  [Cavell 2004, 446]. Cavell spricht dort von der wünschbaren Transformation der Gesellschaft in eine Art Aristokratie:

 

Each self is drawn on a journey of ascent to a further state of itself (…). It is a transformation of the self which finds expression in the imagination of a transformation of society into something like an aristocracy (…).

 

Solange sich die perfektionistische Aristokratie auf die Welt der Ideen beschränkt besteht kein Widerspruch zu Rawls. Sobald sie jedoch politisch aktiv wird und z.B. staatliche Kulturprojekte fordert, gelten die Bedingungen der Gerechtigkeitstheorie. Diese verlangen, dass bei der Abstimmung über perfektionistische Projekte auch gleichzeitig über die Kostendeckung abgestimmt wird [Rawls, 317].

 

Wenn man Cavell liest, könnte man glauben, dass Nietzsche so etwas wie ein demokratischer Individualist, ein wahrhaft idealistischer Amerikaner war. Dann stellt sich die Frage, warum er denn überhaupt als jemand missverstanden werden kann, der soziale Ungleichheit und gar die Sklaverei um der Kunst willen rechtfertigt [Lotter, 16]

 

Eine Morallehre, welche sich auf Nietzsche bezieht, läuft immer Gefahr mit den bekannten historischen Auswirkungen seiner Gedanken belastet zu werden. Der Versuch, Nietzsche demokratisch zu interpretieren ist weniger einleuchtend als eine Darstellung Nietzsches als vielschichtigen, mehrere Perspektiven einnehmenden Denkers. Letzterer Ansatz lässt die Möglichkeit offen, dass man gewisse Gedanken übernimmt und sich von anderen distanziert.

 

 

 

5. Schlussfolgerung

 

 

Perfektionierung des Individuums

1.     Der moralische Perfektionismus bekämpft das Leiden insofern, als er die Befreiung des Individuums aus psychischer Gefangenschaft und Unmündigkeit zum Ziel setzt. Allerdings kommt dabei nur das psychische Leiden zur Sprache.

2.     Der moralische Perfektionismus repräsentiert eine spezifische Form der philosophischen Therapie, bei welcher die Vermittlung von Wissen durch eine „perfektere“ Person eine wichtige Rolle spielt. Andere Therapieformen zur Befreiung von psychischem Leiden werden nicht erwähnt.

3.     Der moralische Perfektionismus konzentriert sich auf die therapeutischen Prozesse der Veränderung. Eigenschaften wie Spontaneität, Kreativität, Eigengesetzlichkeit usw. erhalten einen unmittelbaren moralischen Wert. In einer Gruppe (Familie, Arbeitsgruppe etc.) braucht es aber auch Individuen, welche ausgleichen, stabilisieren und Kontiuität vermitteln.

4.     Die meisten Menschen sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter, d.h. die Selbstbefreiung steht in einem schwierigen Verhältnis zur Selbsteinschränkung. Um Selbsteinschränkung begründen zu können, muss man über ein Gerechtigkeitskonzept verfügen.

 

 

Perfektionierung der Gesellschaft

1.     Der moralische Perfektionismus ist eigentlich keine Morallehre sondern eine Methode, um einen individuellen moralischen Standpunkt zu entwickeln und in der Gesellschaft zu vertreten.

2.     Der moralische Perfektionismus diagnostiziert den gegenwärtigen moralischen Zustand der Welt als enttäuschend und führt diesen Zustand auf einen Mangel an Erkenntnis und kritischem Denken zurück. Er hat das Ziel, das Wissen im Bereich der Ethik zu fördern und einen Wettbewerb der Ideen in Gang zu setzen. Seine Wissensbasis ist aber etwas einseitig, weil er die aktuelle Wissenschaft und das kulturelle Wissen im Osten weitgehend ausklammert.

3.     Es ist inkonsequent, den moralischen Zustand der Welt als enttäuschend zu diagnostizieren, wenn es kein Kriterium für eine solche Bewertung gibt. Der moralische Perfektionismus wird durch folgende These herausgefordert: Meinungsbildungsprozesse in einer rational argumentierenden Gesellschaft führen nicht zu einem ungerichteten Fortschreiten, sondern (mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gemessen in Anzahl Personen) zu Konzepten wie demjenigen von John Rawls. Die City of Words (Utopia) hat möglicherweise eine Struktur.

 

 

 

Zitierte Literatur

 

1. Alford, Steven E. (2006), Philosopher shares thoughts Holliwood-style

2. Ash Timothy Garton (2016), Free Speech: Ten Principles for a Connected World, Yale University Press

3. Brennan Jason (2016), Against Democracy, Princeton University Press

4. Cavell Stanley (1988), The Carus Lectures, Chicago

5. Cavell Stanley (2004), Cities of Words, Cambridge

6. Cavell Stanley (2006), This is not America, Stanley Cavell im Gespräch mit Wolfram Eilenberger, in Nach Feierabend, 201-206, Diaphanes, Zürich (https://www.diaphanes.de/titel/this-is-not-america-686)

7. Hofer Urs (2016), Auf der Suche nach der eigenen Stimme, Diss. ETH Zürich, Chronos Verlag, Zürich

8. Lotter Maria-Sibylla (2006), Nietzsche in Amerika. Über menschlichen und unmenschlichen Perfektionismus”, in: Nach Feierabend. Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte 2. Die Suche nach der eigenen Stimme, hrsg. David Gugerli et. al., Zürich, S. 35-54

9. Pogge Thomas (2007), Weltarmut: Erklärung und Verantwortung, Vortrag und Workshop vom 23.Mai, Philosophie an der Universität München

10.  Rethorst John (2006), Emerson: A Powerful Voice for Moral Authenticity, Cornell University

11.  Saito Naoko (1998), On the Education of the Heart: The Idea of Growth in Emerson and Cavell for Contemporary Education, Teachers College, Columbia University

12.  Rawls John (1979), Eine Theorie der Gerechtigkeit, Suhrkamp Taschenbuch, Original „A Theory of Justice“, Cambridge, 1971

13.  Tkach David (2003), Book Review: Stanley Cavell, edited by Richard Eldridge, Cambridge University Press

14.  Zerm Stephanie (2005), Moral als Selbsterschaffung, Eine Untersuchung zum moralischen Perfektionismus in der Philosophie Friedrich Nietzsches, Diss. Universität Hannover